"In English, please." Wer in dieser Woche durch die Schulflure des Lausitzer Haus des Lernens des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg e.V. ging, hörte ungewohnte Töne: Die Schülerinnen und Schüler schmeißen sich gegenseitig Rufe wie "Where is the ball?" und "Hello, how are you?" zu. Der unwissend Beobachtende hat nahezu den Eindruck, gar nicht mehr auf deutschsprachigem Boden zu sein. Wie kommt das?

Kunst- und Theaterpädagoginnen animieren spielerisch zu mehr Sprechmut

Verantwortlich für den temporären Kulturwandel sind Min Yoon und Jennifer Deegan, die von Berlin ins beschauliche Spremberg gereist sind, um fünf Tage mit den Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 3, 4, 5 und 6 verbringen. Min Yoon ist Amerikanerin, die vor zwei Jahren aus San Francisco nach Berlin gezogen ist, um als Kunstpädagogin zu arbeiten. Jennifer Deegan kommt aus dem immergrünen Dublin (wo übrigens akzentfrei gesprochen wird!) und ist Theaterpädagogin. Beide sind Teil des Projekts InterACT Englisch gGmbH. Die Berliner Gesellschaft bietet bundesweit Projekte für die Klassen 1 bis 12 und Weiterbildungen für Lehrkräfte an. Neben dem Geist muss auch der Körper die Sprache durchdringen, so die Philosophie von InterACT und deshalb stehen in dieser Woche wunderbar künstlerisch-schöpferische Projekte auf dem Lehrplan.

"Auch Schüler mit Lernproblemen sammeln wertvolle Erfolgserlebnisse"

Englischlehrerin Juliane Bartosch initiiert die Projektwoche seit 2018 bereits zum dritten Mal – und macht immer die gleiche Beobachtung: "Sobald die Kinder die Sprache auch wirklich sprechen müssen, weil sie in Kontakt mit Muttersprachlern sind, bekommen sie einen Lernschub, der mit üblichem Unterricht nicht aufzuwiegen ist. Nahezu alle werden flüssiger und festigen Vokabeln ganz von selbst. Was noch viel wichtiger ist: Sie werden mutig und verlieren die Hemmung davor, in einer fremden Sprache zu kommunizieren – ohne Angst vor Fehlern." An diesem Donnerstag leitet Min Yoon einen Backwettbewerb. Natürlich gibt es nicht irgendetwas, sondern ein amerikanisches Nationalgericht: "Cookie Dough". Während die Schülerinnen und Schüler die Rezeptliste studieren, gibt die Amerikanerin wertvolles Vokabular weiter. "1 teaspoon salt" wird benötigt – das sind die kleinen Löffel, bei uns analog Teelöffel genannt. Am Ende schmeckt jeder Teig gleich gut, hergestellt nach englischer Anleitung. "Das sind auch für lernschwächere Schüler Erfolgserlebnisse, die mit Noten nie zu sammeln wären", weiß Juliane Bartosch.

Theater spielen, Backwettbewerbe und ein eigenes Produkt designen: In dieser Projektwoche durfte nur Englisch gesprochen werden. Für die richtige Motivation sorgten zwei Muttersprachlerinnen aus Irland und Amerika.

Mithilfe des InterACT-Projekts kommt die große weite Welt in die Schule: Die Schülerinnen und Schüler lernen die Sprache beim Kontakt mit Muttersprachlern von einem neuen Blickwinkel kennen. Steile Lernkurve vorprogrammiert!