Die Fakten sind gruselig: 2022 wurde im Schnitt alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Oder in Zahlen ausgedrückt: 25.800 Kinder sind während eines Jahres auf Deutschlands Straßen zu Schaden gekommen. Noch bedenklicher: Die 6- bis 14-Jährigen verunglücken montags bis freitags besonders häufig in der Zeit von 7 bis 8 Uhr – das ist nicht nur zufällig die übliche Zeit, zu der sich die Kinder auf dem Weg zur Schule befinden. (Quelle: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de).

Das ist Grund genug, um die Verkehrserziehung im Lausitzer Haus des Lernens mit Erlebnischarakter – und damit mit Nachdruck – zu gestalten. Lehrerin Karola Schmidtke schnappte sich ihre 3. Klasse für einen Ausflug mit Aha-Effekt. Schüler-Papa Alexander Zedel hat sich bereit erklärt, sein Dienstauto für eine Lernstunde bereitzustellen. Sein Dienstfahrzeug, das ist ein 40-Tonnen-Kühlfahrzeug mit 16,5 Meter Länge, 2,5 Meter Breite und 4 Meter Höhe, das sich am Montagvormittag auf einem stillgelegten Parkplatz manövriert, wo schon die Schülerinnen und Schüler auf ihn warten. Alexander Zedel erklärt ihnen die Technik und was ein LKW kann und was er nicht kann: zum Beispiel Menschen sehen, die sich im toten Winkel aufhalten. Oder Rechtsabbieger an einer Kreuzung, die nicht genügend Zeit einplanen. Bis zu 30 Kinder können sich im toten Winkel aufhalten und sind damit in Lebensgefahr. Soweit die Theorie.

Die Kinder reihen sich ein, um nacheinander die Leiter in das Fahrerhaus hochzukraxeln und sich das monströse Gefährt von oben anzuschauen. LKW-Abbiegeunfälle enden oft tödlich, auch wegen fehlender Assistenzsysteme. Doch nur etwa acht Prozent der LKWs besitzen die moderne Technik. Aber auch ein stehender LKW birgt Gefahr:  Der abgekoppelte Auflieger und auch die Ladung und Fracht können kippen und müssen immer gesichert sein. Auch hier gilt: Von einem LKW hält man als Fußgänger und Fahrradfahrer am besten immer und großen Abstand – trotz Spiegeln, Sensoren und Kameras.

Die Sachkunde-Lehrstunde ist Teil der Straßenverkehrserziehung des Lausitzer Haus des Lernens. Die Kinder waren interessiert und staunend dabei. Unter anderem weil im nächsten Schuljahr auch die Fahrradprüfung für die Klasse ansteht – spätestens dann wird das LKW-Wissen aufgefrischt.

Wie viel sieht ein LKW-Fahrer beim Abbiegen? Die Kinder haben es selbst getestet. Und erinnern sich beim nächsten Straßen überqueren hoffentlich daran.

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Interessiert dabei: Die Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse hatten viele Fragen an Berufsfahrer Alexander Zedel. Unser Dankeschön gilt ihm für seine Bereitschaft, lebendige Einblicke in die Gefahren der LKWs zu geben.

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Wieder angekoppelt: Die Schülerin kurbelt die Ständer des Aufliegers hoch.

Verkehrserziehung abseits des Lehrbuchs: Erfahrungslernen ist Erlebnislernen! Die Kinder durchleben in den Nachbesprechungen die LKW-Lernstunde nochmal. Wissen kann somit optimal übernommen und vertieft werden.