"Kitarechtsreform liegt auf Eis, während darunter Flächenbrände ausbrechen"

An vielen Orten Brandenburgs fehlen Kitaplätze, Fachkräfte und gesetzliche Regelungen für Finanzierung und Betreuungsqualität – die Betreuung der Kinder kann immer häufiger nicht aufrechterhalten werden. Geschäftsführer Kai Noack sagt:

"Die Kitarechtsreform wurde von der Landesregierung auf Eis gelegt, während darunter Flächenbrände ausbrechen. Wir brauchen Bürokratieabbau zur Entlastung der Familien, Standards, um die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern und ein neues rechtssicheres, transparentes Finanzierungssystem. Eine Fortführung der Kitarechtsreform vor der Landtagswahl gilt als ausgeschlossen, aber viele Einrichtungen und Träger können es sich nicht leisten, bis zur nächsten Legislaturperiode zu warten."

In Hand des gemeinnützigen Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburgs liegen vier Kindertagesstätten in Spremberg und Umgebung mit einem Team aus 44 pädagogischen Fachkräften: Kita Kinderland in Schwarze Pumpe, Kita Graustein, Kita Groß Luja und Kita Hummelnest Sellessen/Haidemühl. Insgesamt besuchen 307 Kinder die Einrichtungen des Vereins. Außerdem betreut es Kinder in den Horten Kinderwelt Sellessen/Haidemühl und Lausitzer Haus des Lernens, welche die Versäumnisse der letzten Jahre unter dem Brennglas zu spüren bekommen.

Kai Noack: "Während im Kitabereich noch schrittweise nachjustiert wurde, bleibt der Personalschlüssel in Horten seit mehr als 20 Jahren gesetzlich unberührt. Die Fachkraft-Kind-Relation für Horte muss sofort erhöht werden!"

Beschwernisse gibt es auch beim Stellenplan

Geschäftsführerin Kerstin Nowka sieht außerdem Schwierigkeiten bei der Personaleinteilung. So seien Kitaleitungen gesetzlich auch in die Kinderbetreuung einberechnet. Dabei sei der Anteil, der für die Leitungsaufgaben bemessen und finanziert wird, viel zu knapp: Dienstpläne, Aufnahmen und Abmeldungen, Tagesplanung, Überprüfung und Reflexion der pädagogischen Standards, Vorschultage, Gewaltschutzkonzept, Feste, Projektwochen, Datenschutzbestimmungen, Notfallpläne, Essenbestellungen, Personalführung und die Hausverantwortlichkeit – all das steht im Stellenprofil einer Kitaleitung – neben der Betreuung einer Gruppe. Mehr noch: Verpflichtet sich eine Kita zur Beschäftigung eines Auszubildenden, werden diese Stunden nicht in den Personalschlüssel eingerechnet; das heißt: weniger Arbeitsstunden für Erziehungsfachkräfte, der Beruf verliert weiter an Attraktivität und Planbarkeit für Fachkräfte. Der Verein fordert, dass der wichtige Ausbildungsbetrieb separat geplant und finanziert werden kann.

Kitas und Horte nehmen am "Aktionstag KiTAKollaps" am 15. Mai teil

 

Zu den Zielen der ursprünglich geplanten Kitarechtsreform gehören unter anderem eine verbesserte Personalausstattung, die Einführung von Mindeststandards für die Qualifikation pädagogischer Fachkräfte, die Unterstützung der Träger von Kindertageseinrichtungen sowie verbesserte Rahmenbedingungen für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen oder besonderem Förderbedarf. Vor zwei Jahren hat die Landesregierung die Reform ausgesetzt. Am 15. Mai protestierten die Kitas und Horte des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg jetzt erneut geschlossen am Protesttag „KITAKOLLAPS“ in Cottbus. Alle Einrichtungen, Träger, Elternbeiräte, Familien und Kommunalvertretungen sind aufgerufen, sich anzuschließen – denn alle befinden sich in einer Situation, die nicht einfach ausgesessen werden kann.